
Wenn die Frauen des SC Freiburg am kommenden Mittwoch (17.15 Uhr/ARD) den Rasenplatz im Kölner Rheinenergiestadion betreten, ist das ein besonderer Moment: Es ist das erste Mal, dass sie im Finale um den DFB-Pokal spielen. Das Spiel bringt ein weiteres Jubiläum mit sich: Bereits zum zehnten Mal findet ein Frauenfinale des DFB-Pokals statt, ohne in den Männer-Wettbewerb eingebettet zu sein.
Unter lautem Jubel durfte am 15. Mai 2010 Inka Grings, damals Spielführerin des FCR 2001 Duisburg, den neuen Pokal entgegennehmen. Denn der neue Austragungsort in Köln wurde zum Anlass genommen, eine neue Trophäe anzufertigen. Der FCR 2001 Duisburg siegte beim ersten eigenständigen Frauen-Pokalfinale gegen den FF USV Jena mit 1:0. „Wir hatten uns damals sehr darüber gefreut, dass es ein eigenes DFB-Pokalfinale der Frauen gibt – und umso schöner war es, dass wir mit dem FF USV Jena gleich beim ersten Mal dabei sein durften“, sagt Jana Burmeister, obwohl sie damals auf der Verliererseite stand. Das erste Finale in Köln beschreibt sie als das Top-Spiel ihrer Karriere. Auch am kommenden Mittwoch wird Burmeister wieder im Kölner Stadion sein. Die 30-Jährige wird für den VfL Wolfsburg als Ersatztorhüterin das Finale bestreiten.
Dieser Text erschien zuerst in der Badischen Zeitung
Ein eigenständiges Finale war nicht immer selbstverständlich
Wer weiter in die Geschichte zurückblickt, weiß, dass ein eigenständiges Finale nicht immer selbstverständlich war: Das erste Pokalfinale für Frauen gab es im Jahr 1981 – noch lange, bevor der erste Spieltag der Frauen-Bundesliga im Jahr 1990 in Deutschland gespielt wurde. Das Pokalendspiel fand damals im Rahmen des Endspiels der Männer statt: Die Frauen waren sozusagen das Vorspiel – ähnlich wie eine Vorband bei einem Konzert. Zuerst wechselten die Austragungsorte noch, von 1985 an fand das Finale dann jedes Jahr in Berlin im Olympiastadion statt.
Die Revolution kam im Jahr 2009 mit einem Beschluss des DFB, genau zwei Jahre vor der Frauen-WM im eigenen Land: Ein eigenes Finale sollte her, um das Spiel entsprechend zu würdigen und um Werbung für den Frauenfußball zu machen. „Es war die richtige Entscheidung, die Finalspiele der Frauen und Männer an unterschiedlichen Orten auszutragen“, sagt Hannelore Ratzeburg, die seit 2007 als Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball einen Sitz im DFB-Präsidium hat.
„Wir erhielten immer wieder Beschwerden, dass es keine Einzelkarten nur für das Spiel der Frauen gibt“, erinnert sich die DFB-Funktionärin. „Für die Doppelveranstaltung der beiden Pokalfinal-Spiele in Berlin konnten lediglich Karten für beide Spiele erworben werden. Außerdem war das Ticketkontingent für das Pokalfinale der Frauen nur gering im Vergleich zu dem der Männer“, begründet Ratzeburg die damalige Entscheidung.
„Es gibt immer ein tolles Rahmenprogramm, die Organisation des gesamten Events ist hervorragend.“
Verändert hat sich laut VfL-Spielerin Burmeister in den vergangenen zehn Jahren mit dem eigenen Finale nicht viel: „Es gibt immer ein tolles Rahmenprogramm, die Organisation des gesamten Events ist hervorragend.“ Auch Ratzeburg betont die Attraktivität des Rahmenprogramms auf den Vorwiesen des Stadions am Finaltag: Neben Mädchenfußballturnieren gibt es ein Bühnen- und Musikprogramm, organisiert von der Stadt Köln und dem Fußballverband Mittelrhein. Trotzdem sieht Burmeister auch Potenzial, das Finale noch attraktiver zu machen: „Das Event an sich ist schon top, daran würde ich gar nicht viel ändern. Aber vielleicht muss man sich überlegen, ob man nicht noch mehr Werbung machen kann.“
Komplett eigenständig ist das Finale immer noch nicht: Manchmal findet es, wie dieses Jahr, an einem eigenen Tag statt, manchmal immer noch am gleichen Tag mit dem Endspiel der Männer – nur zeitversetzt. Laut DFB ist die Festsetzung des Finaltags abhängig vom Rahmenterminkalender, der zuerst vom Fußball-Weltverband (Fifa), dann von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) und zuletzt vom DFB festgelegt wird. Ratzeburg zeigt sich mit der Entwicklung seit dem Weggang von Berlin zufrieden: „Die Zuschauerinnen und Zuschauer, die nach Köln kommen, sind ausschließlich wegen dieses Spiels da. Das war in Berlin noch anders und zeigt angesichts des regelmäßigen fünfstelligen Zuschauerzuspruchs, dass sich das Frauenfinale etabliert hat.“
Unter Kennern und Kritikern geraten die Zuschauerzahlen immer wieder in die Diskussion. Sie gelten oft als Anhaltspunkt, ein Urteil über die Attraktivität und Popularität des Frauenfußballs zu fällen.
26.282 Zuschauer im Stadion – das war Europarekord
Beim ersten Pokalfinale in Köln wurde damals mit 26.282 Zuschauern sogar der Rekord von einem Frauenvereinsspiel in Europa gebrochen. Doch dieser ist längst nicht mehr aktuell: 45.423 Fans kamen vergangenes Jahr ins Wembley-Stadion, um sich das Finale im englischen FA-Cup zwischen FC Chelsea und FC Arsenal anzusehen. In Spanien wurde dieser Rekord in diesem Jahr bereits zwei Mal geknackt: Beim Viertelfinalspiel im Pokal zwischen Atletico Madrid und Athletic Bilbao waren es 48.121 Besucher, bei der Topbegegnung zwischen Atlético Madrid und dem FC Barcelona in der Primera División kamen sogar 60.739 Fans – Weltrekord!
Zuschauerrekorde werden im Frauenfußball in Deutschland schon länger nicht mehr gesetzt: So viele Zuschauer wie 2010 gab es beim Pokalendspiel in Köln nie mehr. Ihr Tief erreichten die Zahlen mit 14.269 Zuschauern 2013. In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Zahlen zwischen 17.000 und 17.600 eingependelt. „Schwankungen sind normal“, sagt Ratzeburg. Das Rheinenergiestadion bietet aber Plätze für 48.000 Zuschauer, der Ort des Geschehens ist also nur zur Hälfte voll. „Unser Ziel ist es immer, mindestens auf die Zahl von 16.000 Zuschauerinnen und Zuschauer zu kommen, und das ist uns in den vergangenen Jahren stets gelungen“, so die Frauenvertreterin weiter.
Das Stadion in Essen bietet Kapazität für 20.650 Plätze – würde das Finale dorthin verlegt werden, wäre das Stadion voll. „Diese Frage stellt sich für uns zurzeit nicht“, wehrt Ratzeburg ab. Burmeister findet die Überlegung nicht ganz unberechtigt, ist aber trotzdem kein Fan der Idee: „Man sollte sich nicht von dem Ziel verabschieden, auch ein großes Stadion vollzubekommen – in anderen Ländern funktioniert es ja auch. Unser Anspruch muss es sein, wieder mehr Zuschauer für das DFB-Pokalfinale in Köln zu begeistern, denn es ist eine herausragende Veranstaltung.“