
Zwei Jahre war es still um den amerikanischen Stand-Up Comedian Louis C.K. Still, weil ein Artikel in der New York Times erschienen war, in dem fünf Kolleginnen ihn – einen der erfolgreichsten Comedy-Stars der Welt – beschuldigten, er habe sie sexuell belästigt und vor ihnen masturbiert. Louis C.K. reagierte im November 2017 mit einem Statement, in dem er zugab, dass die Anschuldigungen stimmen würden und dass er dachte „es sei ok, weil er niemals einer Frau seinen Penis gezeigt habe, ohne zuerst zu fragen.“ Rechtliche Konsequenzen hatte die Offenbarung für den Künstler keine. Diskutiert wird sie im Rahmen der MeToo-Bewegung. Zudem brachen mehrere Sender die Zusammenarbeit mit ihm ab und die Premiere seines Kinofilms wurde abgesagt. Louis C.K. verschwand von der Bildfläche, ebenso wie seine Homepage.
Dieser Text erschien zuerst in der Badischen Zeitung
Bis im vergangenen Oktober wieder ein Newsletter verschickt wird. Eine Masche, um die Aufmerksamkeit der alten Fans wieder zu gewinnen: die Ankündigung einer neuen Tour. Tel Aviv, Rom oder Budapest heißen die Veranstaltungsorte – und auch Basel ist dabei. Seine einzige englische Show im deutschsprachigen Raum. Es folgt Protest aus der Schweizer Kulturszene: Satiriker Gabriel Vetter teilt die Veranstaltung auf dem sozialen Netzwerk Twitter. Die Autorin Sibylle Berg schreibt dazu: „Louis und die Frage – wird er IHN rausholen?“ Mitte November erstellt der Schweizer Comedian Edwin Arsenio Ramirez Garcia eine Petition, die sich an den Veranstaltungsort, das Congress Center Basel, wendet. Er fordert: „Keine Auftritte für Louis C.K. in der Schweiz!“
Congress Center Basel verhält sich apolitisch
Es kommt anders. Am vergangenen Freitag nutzt Louis C.K. den Newsletter erneut: Der Auftritt am Dienstag in Basel ist mit 1450 Tickets ausverkauft. Es wird eine Frühvorstellung am gleichen Abend geben. „Wir haben den zweiten Auftritt so angesetzt, damit jeder die Chance hat zu kommen“, sagt Ahmet Bilge Cetinkaya, der ebenfalls als englischsprachiger Comedian in der Schweiz tätig ist. Mittlerweile seien knapp 2500 Karten verkauft. Die Chance, Louis C.K. nach Basel zu holen, habe sich durch sein europäisches Netzwerk in der Comedy-Szene ergeben. „Das ist ein vielschichtiger Fall. Aber hier geht es nicht um ein Gerichtsurteil, sondern um eine Meinung der Öffentlichkeit zu einer Person. Als Comedian respektiere ich aber auch das Arbeitsrecht und verstehe auch, dass Louis C.K. wieder Geld verdienen will“, sagt er zu der Kritik und der Petition. „Ich finde, unsere Demokratie muss so eine Veranstaltung aushalten.“
Laut Initiator Ramirez meldete sich Bilge umgehend bei ihm auf die Petition. Er erläutert: „Wir kennen uns aus der Schweizer Comedy-Szene. Er hat mir über WhatsApp beleidigende Nachrichten geschickt und behauptet, ich sei selbstsüchtig.“ Bilge selbst möchte sich nicht näher dazu äußern, sagt aber, er habe sich immer korrekt verhalten. Es zeigt, wie die Problematik rund um Louis C.K. auch Beteiligte aus der Schweizer englischsprachigen Comedy-Szene umtreibt.
Der Veranstaltungsort, das Congress Center Basel, verhält sich dagegen apolitisch, verdient freilich an der Vermietung: „Wir bieten Louis C.K. keine Plattform, für uns ist dies ein Vermietungsgeschäft, die Veranstalter und deren Kunden entscheiden über dessen Größe und Ausrichtung“, sagt der Leiter Jonas Scharf. „Wir befassen uns vor allem mit der Legalität und Professionalität eines Anlasses, beide Punkte schienen unseren Mitarbeiterinnen bei der Annahme der Veranstaltung gegeben.“
„Dieses Verhalten spricht nicht für ein glaubwürdiges Reuverhalten und relativiert die ausgesprochene Entschuldigung.“
Franz Cahannes, Präsident Volkshaus Zürich
Nach einer Recherche des Tagesanzeigers lehnten sowohl das Zürcher Volkshaus als auch die Maag Halle in Zürich die Veranstaltung ab. „Recherchen über Louis C.K. ergaben ein Bild, das uns dazu führte, keinen Vertrag abzuschließen“, sagt Franz Cahannes, Präsident des Volkshaus Zürich, gegenüber der Badischen Zeitung. „Louis C.K. hatte sich für sein Verhalten ‚entschuldigt‘ und eine Auszeit genommen. Man hätte es dabei belassen können. Laut Medienberichten hat er sich bei seinem Comeback allerdings selbstbemitleidend aufgeführt. Dieses Verhalten spricht nicht für ein glaubwürdiges Reuverhalten und relativiert die ausgesprochene Entschuldigung.“
Zwischen 79 und 99 Franken kostet ein Ticket in Basel. Neben dem Leitspruch zur Veranstaltung „Reife Inhalte, nur für Erwachsene“ gibt es noch ein weiteres, strenges Reglement: Alle Geräte mit Aufnahmemöglichkeiten, wie Smartphones oder Smartwatches, sind während der Veranstaltung nicht erlaubt. Schutzhüllen sollen deren Verwendung verhindern.
Zudem heißt es: „Louis C.K. besitzt alle Rechte an den Inhalten (…). Die Materialien dürfen ohne die ausdrückliche vorherige schriftliche Zustimmung von Louis C.K. weder ganz noch teilweise in irgendeiner Form, in irgendwelchen Medien oder Technologien, die jetzt bekannt sind oder später entwickelt werden, kopiert, übersetzt, übertragen, angezeigt, verteilt oder wörtlich wiedergegeben werden.“ Louis C.K.’s Rechnung scheint aufzugehen: Er profitiert und verdient Geld durch einen Skandal, dessen Auslöser er selbst war.